Der Reiz des Vergangenen

Zeitreiseromane sind von jeher schwierig zu schreiben. Ich habe alle Achtung vor Autoren die es meiner Meinung nach ganz gut hinbekommen haben. Da macht Everlasting von Holly-Jane Rahlens keine Ausnahme. Ein interessanter Plot und eine sprachlich gute Umsetzung konnten mir doch einige vergnügte Lesestunden bereiten.

Everlasting- Der Mann, der aus der Zeit fiel

Holly-Jane Rahlens

(432 Seiten)

14,95 €

ISBN: 978-3805250160

Leseprobe

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Inhalt:

Man schreibt das Jahr 2264.
Gefühle sind unerwünscht, die Liebe ist ausgestorben. Die Geburtenrate ist gefährlich gesunken. Der junge Historiker und Sprachwissenschaftler Finn Nordstrom, Spezialist für die inzwischen tote Sprache Deutsch, erhält den Auftrag, die 250 Jahre alten Tagebücher eines jungen Mädchens aus dem Berlin des 21. Jahrhunderts zu übersetzen. Öde, findet er. Und albern. Doch dann ist er zunehmend fasziniert von dem Mädchen, das quasi vor seinen Augen erwachsen wird.

Schließlich soll Finn in einem Virtual-Reality-Spiel in der Zeit zurückreisen, um das Mädchen zu treffen. Ohne es zu wissen, wird er damit zum Versuchskaninchen der Spieleentwickler. Warum schicken sie ausgerechnet ihn, den Fachmann für tote Sprachen, in die Zeit kurz vor Ausbruch der Großen Epidemie? Und was ist das für ein sonderbares Gefühl, das ihn überkommt, wenn er der jungen Frau begegnet?



Rezension

Das Glück liegt in der Vergangenheit

Everlasting wirbt mit dem spannenden Beititel "Der Mann der aus der Zeit fiel" und beschreibt damit ganz ausgezeichnet was diesen Roman so besonders macht. Es geht darin um Finn der im Jahre 2264 lebt und als Übersetzer historischer Schriftstücke fungiert. Eines Tages überträgt ihn sein Vorgesetzter damit alte Tagebücher eines jungen Mädchens zu übersetzen. Von Seite zu Seite fühlt er sich der unbekannten Person immer verbundener. Als er dann auch noch mit einer Freundin von ihm ein Spiel testen soll, in welchem er eben jenes Mädchen trifft, sieht sich Finn seiner bisher größten Herausforderung entgegen. Und was ist das für ein Gefühl, welches er in Zusammenhang mit ihr fühlt?

Wirklich ein sehr interessanter Romanplot der zuweilen mit gut durchdachten Wendungen zu bezaubern vermag. Ganz schnell wird klar, dass es sich zudem um einen Zeitreiseroman handelt- welche nie wirklich leicht zu schreiben sind, da viele Paradoxen zwangsläufig auftreten. Die Autorin hat es jedoch meiner Meinung nach ganz gut verpackt und es machte Spaß die Geschichte um Finn und dem Mädchen zu verfolgen.
Da wir das Jahr 2264 schreiben ist klar, das die Gesellschaft wie wir sie heute kennen, eine ganz andere ist. Die ersten Kapitel werden also damit verwendet diese "neue/alte" Welt zu beschreiben. Ich fand das gerade dieser Anfang doch recht schwierig und damit zäh zu lesen war. Ich brauchte erst einige Seiten um mit der Hauptfigur warm zu werden. Die beschriebene Gesellschaft gefiel mir allerdings ganz gut. Eine Gesellschaft die das Pronomen "ich" nicht mehr kennt und nur noch in der dritten Form von sich redet. Finn lernt erst mit fortschreitender Handlung sich selbst wieder als ich zu sehen, was wirklich außergewöhnlich gut umgesetzt wurde! Auf diese Idee muss man erst mal kommen, die ich an dieser Stelle jedoch nicht verraten möchte, um nicht zu spoilern.

Einige Nebenfiguren fand ich persönlich etwas zu blass dargestellt, so wurde doch wirklich nur viel Detail auf Finn gelegt. Aber nun gut, über so was kann ich hin weg sehen.
Auch die Handlung fand ich stellenweise zu durchsichtig und viele Knackpunkte die sicherlich in einem "Aha- so ist das" Effekt enden sollen, waren für mich kalter Kaffee. Dennoch hat es die Autorin verstanden mich mit ihrer ersponnenen Geschichte an die Seiten und damit dem Buch zu fesseln. Es lässt sich sehr flüssig lesen keine Frage.

Alles in allem ist Everlasting also ein bezaubernder Zeitreiseroman mit einer zarten, unverkitschten Liebesgeschichte. Zudem kann sie sprachlich mit einer kleinen Überraschung aufwarten, die ich erfrischend anders fand. Lesen lohnt sich also allemal, das Tüpfelchen auf dem I hat mir jedoch gefehlt.

Und das wirklich schöne an dem Buch ist: es ist ein Einzelband. Hier verbirgt sich keine Trilogie, keine Reihe. Einfach lesen, wohl fühlen und irgendwann wieder vergessen. Heutzutage leider eine Rarität und dadurch eine willkommene Abwechslung- oder wie seht ihr das?