Mittwoch, 29. August 2012

O weh mir, ich glaub ich muss mich erbrechen....

...um es mal nett auszudrücken. Was war ich gespannt auf den Roman "Julia für immer". Er klang so andersartig, so neu, so hinreißend spannend- er sollte Weltliteratur in völlig neuen Design gekonnt in ein Jugendbuchformat bringen. Was dann jedoch dabei heraus kam, ließ mich jedoch nur schaudern und mich Seite um Seite entsetzt aufstöhnen lassen...







Julia für immer (1)
Stacey Jay
(344 Seiten)
17,99 €
ISBN: 978-3863960216







Inhalt:

Was ist wirklich geschehen, damals in Verona, im Schicksalsjahr 1304? Romeo und Julia sind nicht im Namen der Liebe gestorben. Nein, Romeo hat Julia ermordet, um selbst Unsterblichkeit zu erlangen. Als Söldner der Apokalypse verhindert er seit 700 Jahren, dass Liebende zueinander finden. Doch auch Julia ist in Wahrheit unsterblich geworden und kämpft auf der Seite der Botschafter des Lichts für die wahre Liebe. Als erbitterte Feinde kämpfen sie in verschiedenen Körpern für ihre jeweilige Mission. Jahrhunderte später erwacht Julia im Körper des Mädchens Ariel. Auf der Suche nach deren Seelenverwandten trifft sie zu ihrem großen Entsetzen zum ersten Mal auf Romeo selbst. Dies könnte ihr letzter Kampf werden. Es sei denn, die Liebe holt die beiden wieder ein, wenn auch anders als jemals vorstellbar ...  

Rezension

Wenn Liebende sich hassen

Oje, was war denn das? War die erste Frage die mir in den Sinn kam, als ich soeben diesen Roman beendet habe. Und so richtig beantworten kann ich sie immer noch nicht. Julia für immer widmet sich ja einem ganz heiklen Thema. Hier wird Shakespeares Drama "Romeo und Julia" völlig neu interpretiert und in ein Highschool Liebes-Drama-Schmonzette mit Söldnern, Botschaftern des Lichts und Parallelwelten verwandelt. Kann das denn alles zusammen passen, fragt man sich? Nein kann es nicht! Und so stürzt der Leser von einer Krise in die nächste.

Die Handlung ist ziemlich verwirrend auch wenn sie mich in der ersten Hälfte des Buches richtig packen konnte. In dieser Hälfte dachte ich noch: oh genial. Ein Pageturner, mittreißend erzählt, das Konzept geht auf. Ich war neugierig wie die Autorin die Figuren aus dem alten Stück in unserer Welt wieder hat aufleben lassen. Das interessanteste daran war wohl, das Julia und Romeo sich dabei abgrundtief hassen und sich eigentlich versuchen nur umzubringen. Das hatte alles Feuer, das machte Spaß zu lesen, wenn Romeo bei seinen Mordversuchen auch noch Shakespeare zitiert hatte. Davon wollte ich mehr haben. Aber irgendwann driftete das Geschehen dann ab ins unverständliche und verwirrende. Romeo und Julia kämpfen auf unterschiedlichen Seiten. Julia soll wahrlich Liebende zusammen bringen (schon merkwürdig das sie für diesen Job ausgewählt wurde, so mag sie an die richtige Liebe seit dem Liebesdebakel in der Gruft mit Romeo nicht mehr dran glauben und ist eher miesepetriger Natur) und Romeo soll Liebende auseinander bringen.
engl. Buchcover

Von Seite zu Seite wurde die Handlung zunehmend verkitschter, denn Julia- die gefangen in dem Körper von Ariel ist (sie muss sich bei ihren Jobs nämlich immer Körper leihen) verliebt sich in Benjamin, einen mexikanischen Jungen. Wo wir den nächsten Kritikpunkt hätten. Ein Mexikaner der Ben genannt wird? Hier wirkte nichts mehr stimmig. Ben entwickelte sich auch zunehmend zum absoluten Liebestölpel- ist klar dass er sich nach 3 Tagen sofort unsterblich in das Narben gezeichnete Mädchen Ariel/Julia verliebt. So was kennen wir ja schon und hinterfragen nicht mehr.

Viele Nebencharaktere in diesem Buch blieben einfach schwammig und sehr blass. Als später von einem Jason oder Mike die Rede war, ertappte ich mich bei der Frage, ob ich von denen schon mal gelesen hätte? Nebenfiguren sind so farblos wie der Nebel aus dem Julia immer für ihre Jobs geholt wird. Wem das nun alles zu verwirrend erscheint, dem kann ich eigentlich auch nur auf das Buch verweisen. Aber ob er dann Klarheit findet, ist ungewiss. Ich fand die Handlung jedenfalls etwas verwirrend. Das große Ganze mit den Söldnern und Botschaftern wurde viel zu konfus erzählt und war so nicht wirklich greifbar.

Komischerweise war mir die Hauptfigur der Julia einfach zu unsympathisch und ihr Gegenspieler, der immer irre wirkende Romeo viel lieber. So haben mir die "Zwischenspiele" die aus Romeos Sicht geschrieben wurden wesentlich besser gefallen. Das Buch endet zudem auch in einen kleinen Cliffhanger und als gewiefter Leser bemerkt man schnell, dass es im zweiten Teil wohl nur um Romeo gehen wird. Könnte mir vorstellen das dieses Buch besser wäre.

Tja, hätte die Autorin Shakespearse Stück nicht so verhunzt und andere Figuren genommen, aber gleiches Setting wäre vielleicht ein stimmigeres Buch heraus gekommen. So greift man sich nur vermehrt an den Kopf und kann eigentlich nicht fassen wie Weltliteratur zu einem banalen Jugendbuch zusammen schrumpft, das am Ende vor ekligen Kitsch trieft. Schade...
 Nun, es gibt auch noch der Tragödie zweiter Teil, in dem wir dann mit erleben dürfen wie Romeo sein Dasein weiter fristet. Ich weiß noch nicht so recht, ob ich mich dem Stellen möchte. Aber wie gesagt, könnte ich mir vorstellen das Romeo für immer eventuell besser sein dürfte, weil es nicht mehr so arg an Shakespeare angelehnt ist...denk ich..hof ich...!


11 Kommentare:

  1. Na das Buch scheint dir ja wirklich zugesetzt zu haben. Sehr schöne und vor allem ehrliche Rezension :)
    Ich hatte mich schon länger gefragt, ob das Buch etwas für mich sein könnte und dank deiner Rezi weiß ich nun, dass ich für immer die Finger davon lassen werde. Du sprichst nämlich genau die Punkte an, von denen ich befürchtet habe, dass der Roman so aussehen wird. ;)

    LG fireez

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    1. Nun, das Buch hat mir in der Tat zugesetzt und die Rezension war dann wie eine "Reinwaschung" :D Lass lieber die Finger davon, oder les es nur, wenn du es irgendwo für umme bekommst ;) Dann ärgert man sich hinterher nicht, falls es einem nicht zu gesagt hatte!

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  2. Erbechen wollte ich mich nach dem Buch zwar nicht, aber wirklich gut fand ich es auch nicht. Romeo gefiel mir als Figur noch am besten (der hatte als einziger überhaupt ein Profil), der Rest war so lala (das Ende - für Julia - fand ich einfach nur schrecklich kitschig und mies). Insgesamt würde ich dir also in den meisten Punkten zustimmen.

    Ich spiele auch nur mit dem Gedanken "Romeo für immer" zu lesen, weil ich hoffe, dass Romeo darin die Hauptrolle spielt und ich von Julia und Ben verschont bleibe. Allerdings fand ich diese undurchsichtige Fantasy in diesem Roman leider auch echt enttäuschend. Da bleibt ja wirklich alles im Nebel und dann plötzlich Zeitreisen, Parallelwelten und was weiß ich noch alles. Irgendwie unlogisch.

    Naja, mal schauen, vielleicht, wenn mir der zweite Teil zufällig in die Hände fällt, in der Bibliothek oder so.
    Hoffentlich hast du an deinen nächsten Büchern mehr Freude. "Das Mädchen mit den gläsernen Füßen" hat mir ja sehr gut gefallen.

    Gruß

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    1. Nun da haben wir ja exakt die gleichen Kritikpunkte! Und ähnlich wie du überlege ich wirklich, ob ich mir den zweiten Teil dann auch aneigne..oder besser gesagt, warte bis ich ihn irgendwo, irgendwie lesen kann, ohne Geld dafür zu bezahlen. Das Geld für Julia für immer war schon genug :(

      Das Mädchen..gefällt mir bisher auch ganz gut. Mal echt was anderes! Schon allein vom Schreibstil her!

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  3. Hahaha was für ein geiler Titel, ich musste schon grinsen, als er mir im Reader aufgefallen ist :p Das Buch hört sich - äh komplex an? :p

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    1. XD Ja ich wollte eben das dramaturgische aus dem Shakespeare Stück aufgreifen. Schön wenn es mir gelungen ist und zum Lachen animieren konnte. Und um ehrlich zu sein, als ich ihn getippt hatte, musste ich selber grinsen :D

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  4. Mir hat das Buch auch nicht wirklich gefallen. Besonders Julia ging mir auf die Nerven xD

    Tolle Rezension.

    Liebe Grüße
    Sibel

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  5. *kicher*kicher*kicher* Ich muß es glaube ich nicht sagen - aber ich mache es trotzdem gerne: Iwie mag ich solche Rezensionen am liebsten xD Herrlich erfrischend und unterhaltsam! Wenigstens amüsieren wir uns köstlich beim Lesen Deiner Rezi - wenn das Buch für Dich schon keine wirklich gute Unterhaltung war xD

    GLG <3

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    1. XD HIhi, ich freue mcih doch wenn meine Blogleser gefallen an meinem Leid finden ;) Da steh ich drüber und wiederhole das gerne bei Gelegenheit. Hihihihi.

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  6. Ach ja, da sind wir uns in vielen Punkten ja einig. O weh mir! Ganz mein reden. ;) Anfangs war ich auch recht angetan und blätterte fleißig, doch dann ging es immer weiter Berg ab. Das mit Ben´s Namen hat mich auch stark beschäftigt, bis zum letzten Kapitel, welches mir endgültig das Messer ins Herz rammte. So Kitschig! Und die Fantasy-Elemente waren wirklich schleierhaft. Romeo fand ich recht erfrischend, nur fand ich seine Persönlichkeit sonst eher flach und richtig verstehen mochte ich ihn nicht - liegt wahrscheinlich an meinen Vorurteilen. Shakespeare würde sich im Grab umdrehen. Die Julia/Ari Sache fand ich hingegen gelungen. Trotzdem bin ich mir nicht grün, ob ich Romeo noch eine Chance geben soll. Tolle Rezi!

    Liebe Grüße
    Reni

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